Naturfrevel im Park Sanssouci

Mehrere Efeu-Pflanzen durchgesägt/ Täter vermutlich selbst ernannte Umweltschützer (24.01.04) von Lars Dittmer. Im Park Sanssouci wurden letzte Woche einige Efeu–Pflanzen mutwillig beschädigt. Eberhard Bergner, der Bereichsleiter des Parkreviers 1 Sanssouci-West, bemerkte während seiner Arbeit am Donnerstag unweit der Fasanerie, dass an sechs Bäumen im unteren Bereich die Efeu-Ranken ganz frisch, vermutlich mit einer Stichsäge, zersägt worden waren.Artikel in den Potsdamer Neueste Nachrichten vom 24. Januar 2004

Laut Bergner müsse die Tat in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag geschehen sein. Anzeige wurde bereits erstattet und die Polizei führte Donnerstagmittag eine Spurensicherung durch. „Das ist ein Fall von mutwilliger Zerstörung“ empört sich auch Dr. Matthias Hille, der Abteilungsleiter Naturschutz des Landesumweltamtes Brandenburg. Betroffen seien in erster Linie wegbegleitende Bäume in einem Areal, das erst kürzlich wieder nach historischen Plänen Peter Joseph Lennés durch Wege erschlossen worden war.

Die Motive der Täter sind unklar, Bergner vermute jedoch selbst ernannte Naturschützer hinter der Tat, die in dem Glauben handelten, den Bäumen dadurch etwas Gutes zu tun. Paralellen zwischen dieser Tat und einem anonymen Brief, den Bergner letztes Jahr erhalten hatte indem Efeu als Schmarotzer und als Baumkiller bezeichnet wurde, schloss er nicht aus. Die Vorwürfe lösten bei ihm allerdings Kopfschütteln aus. „Hier wurde aufgrund von Unwissenheit schon viel zerstört“, sagte Bergner und wies darauf hin, dass erst letztes Jahr an mehreren Bäumen der Efeu heruntergerissen und -geschnitten worden war.

Wie Bergner betonte, ist Efeu jedoch entgegen weitverbreitetem Irrglauben kein Parasit und beschädigt die Bäume an denen er sich hochschlängelt keineswegs. Die Kletterpflanze ist weder fähig, Bäume zu „erwürgen“ noch benutzt er sie als Wirtspflanzen. Efeu versorgt sich über sein eigenes im Boden verankertes Wurzelsystem mit Wasser und Nährstoffen und ist aufgrund des Blattgrüns zur normalen Photosynthese fähig. Eine immense Vielfalt von Arten findet darin Schutz, Nahrung und eine Lebensstätte. Neben Amseln und Singdrosseln zählen auch Insekten dazu, insbesondere Bienen ist Efeu eine wichtige Nektarquelle. Obendrein galt das wertvolle Gewächs schon in der Antike als Heilpflanze und erlebt derzeit in der Naturheilkunde und der Homöopathie eine Renaissance. lad

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