Erschütterung der Macht in Hollywood: Disney schluckt Lucasfilm

George Lucas hat seine Ankündigung wahr gemacht – er tritt ab als alleiniger Herrscher über die „Star Wars“-Galaxie. Seine Firma Lucasfilm verkaufte er nun für über vier Milliarden US-Dollar an den Unterhaltungsgiganten Disney. Der Micky-Maus-Multi kündigte auch gleich an: Star Wars geht schon ab 2015 in die nächste Runde – und wird als Marke gnadenlos ausgeschlachtet.


Horrorvision aller eingefleischten Star Wars-Fans. (Bild: UGC)

Horrorvision aller eingefleischten Star Wars-Fans. (Bild: UGC)

Das Imperium hat wieder einmal zugeschlagen. Nach dem Animationsstudio Pixar ( „Findet Nemo“) und dem Comic-Konzern Marvel („Iron Man“) hat Unterhaltungsmulti Disney seinen Einkaufszug durch die Medienwelt fortgesetzt. Das Objekt der Begierde hieß diesmal Lucasfilm – über vier Milliarden US-Dollar (rund drei Milliarden Euro) bezahlte Disney für die Firma des kalifornischen Filmemachers George Lucas – inklusive Spezialeffekte- und Sound-Studios sowie der Computerspiele-Schmiede LucasArts. George Lucas wird als alleiniger Eigentümer des Unternehmens bar und in frisch herausgegebenen Aktien ausbezahlt.

Schon bei der Übernahme kündigte Disney an, das Weltraumdrama fortschreiben zu wollen. „Der letzte Star Wars-Film war ‚die Rache der Sith‘ im Jahre 2005. Wir glauben, dass erhebliche Nachfrage für neue Folgen besteht“, sagte Disney-Chef Bob Iger in Burbank bei Los Angeles. Laut Iger soll schon 2015 Star Wars-Episode 7 in die Kinos kommen, die Folgen acht und neun sind bereits in Planung. Alle zwei bis drei Jahre, versprach Iger, werde ab dann ein neues Abenteuer aus der Reihe – aller Voraussicht nach in 3D – über die Leinwände flimmern.

Die bisherigen sechs Episoden der Reihe kamen in den Jahren 1977 bis 1983 sowie 1999 bis 2005 in die Kinos und waren ausnahmslos Kassenschlager. Rechnet man Einspielergebnisse mit Merchandise-Einnahmen zusammen, hat Lucasfilm laut eigenen Angaben insgesamt rund 20 Milliarden US-Dollar an der Reihe verdient. Damit wäre die Geschichte um Luke Skywalker, Prinzessin Leia und Darth Vader das erfolgreichste Kino-Epos aller Zeiten. An den anderen Produkten der Firma, etwa dem „Indiana Jones“-Franchise, bekundete Iger allerdings kein Interesse.

George Lucas erklärte, dass er sich bereits auf die neuen Episoden freue und sich künftig als Fan der Reihe sehe. Bereits zu Beginn dieses Jahres hatte der 68-Jährige seinen Ausstieg aus Hollywood angekündigt: „Ich ziehe mich zurück“, hatte er der New York Times verraten. „Ich steige aus der Industrie und meinem Geschäft aus.“ Disney hatte ihm offenbar bereits im Laufe des Jahres 2011 ein Angebot für eine Übernahme gemacht, doch erst im Zuge seines Rückzuges aus der Arbeitswelt kam ein Deal mit dem Micky-Maus-Imperium zustande.

Mit der Übernahme führt Disney laut dem „Handelsblatt“ seine über die vergangenen Jahre angewandte Geschäftsstrategie gekonnt fort: Bewährte, gut verkäufliche Marken werden aufgekauft und umfassend kommerzialisiert. So auch geschehen bei Marvel. Für die Comicschmiede bezahlte Disney 2009 rund  4,3 Milliarden US-Dollar. Auch hier baut der Konzern auf Altbewährtes statt auf eigene Ideen. Mit vertrauten Figuren und einer verstärkten Konzentration auf 3D, Spezialeffekte, Merchandise und Weiterverwertung in Themenparks möchte Disney familienfreundliches „Event-Kino“ bieten. Gelungen ist dem Megakonzern dies bei dem Animationsspektakel „The Avengers“, das im Frühjahr 2012 weltweit 1,5 Milliarden US-Dollar (rund 1,15 Milliarden Euro) einstreichen konnte und damit Skeptiker der Marvel-Übernahme besänftigte.

Ähnliches wird wohl auch dem Weltraumdrama Star Wars verstärkt widerfahren. Der 1977 gedrehte erste Teil der Saga hatte Lucasfilm – damals eine unbekannte Independent-Klitsche aus San Franciso – gerade mal elf Millionen US-Dollar gekostet. Das ist nicht viel mehr als Ewan McGregors Gage für die Rolle des Obi-Wan Kenobi in „die Rache der Sith“. Doch für die immer weitergedrehte Kommerzialisierungsschraube hatte George Lucas viel Fanschelte bezogen. 

So hatten Fans schon in den späten Neunziger Jahren Lucas‘ überarbeitete Fassungen der ursprünglichen drei Star Wars-Filme kritisiert. Sie seien nicht nur digitalisiert, sondern auch inhaltlich nachträglich verändert worden, lautete das Urteil. Ähnlich durchwachsen waren die Reaktionen auf die drei neuen Filme, die zwischen 1999 und 2005 in den Kinos liefen. Erkennbar familienfreundliche Figuren wie Jar Jar Binks, der bei Episode 1: „Die dunkle Bedrohung“ erstmalig die Star Wars-Welt betrat, fielen bei eingefleischten Fans durch.

Lucas selbst ließ das nicht kalt. „Warum sollte ich noch mehr Teile machen, wenn man ständig von allen Leuten angeschrien wird, was für eine schlimme Person man doch sei“, schmollte er gegenüber der New York Times Anfang 2012. Dies war wohl auch ein Grund für ihn, das Geschäft zu verkaufen. Er selbst werde allenfalls noch Independent-Filme machen, kündigte er an – wie damals als Film-Student in den Sechziger-Jahren. Ob dies angesichts des Disney-Deals die Fans beruhigen wird, darf jedoch bezweifelt werden.

Erschienen auf Yahoo! Finance am 31. Oktober 2012

 

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