Satellit entdeckt vorzeitliche Siedlungen

Wie lebten die Menschen vor 10.000 Jahren? Wissenschaftler kommen der Antwort zu dieser Frage immer näher. Zwei Forscher aus Harvard und dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) haben im heutigen Syrien die Spuren tausender antiker Wohnstätten gefunden – mittels Satellitenbildern. Bestimmte Bodenformationen lassen teils detailgenau damalige Siedlungsstrukturen nachvollziehen.

Ein Tell - hier lebten vorzeitliche Menschen. (Bild: Menze/Ur)

Ein Tell - hier lebten vorzeitliche Menschen. (Bild: Menze/Ur)

Mesopotamien, das Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris, gilt als eine der ersten Hochkulturen der Menschheitsgeschichte. Schon 8.000 Jahre vor Christus betrieben die Menschen in dieser Gegend, die auch „fruchtbarer Halbmond“ genannt wird –  der heutige Irak, der Südosten der Türkei, Teile des Irans und Syriens – Ackerbau und wurden sesshaft. Ab 3.000 Jahre vor Christus wurde hier bereits mit der Keilschrift über Handel und Alltag kommuniziert.

Dazu bauten sie rege Siedlungen, wie jetzt Forscher herausfanden. Fast 10.000 mögliche ehemalige Wohnstätten im heutigen Norden Syriens identifizierten die Anthropologen Jason Ur und Björn Menze auf rund 23.000 Quadratkilometern. „Es handelt sich nach unserem Wissen um die größte Satellitenbild-gestützte Studie in der Geschichte der Archäologie“, schreiben sie in ihrem Bericht, der jüngst im wissenschaftlichen Journal „Proceedings of the National Academy of Science“ erschien.

Dabei stützten sie sich auf zwei Merkmale, die bei vorzeitlichen Siedlungen in dieser Region typisch sind: So genannte Anthrosole – das sind Erden, bei denen sich erkennen lässt, dass sie durch Menschen verändert wurden und die „Tells“ – kleine Hügel, die nach der Erstbesiedelung immer größer wurden, weil Menschen auf ältere Strukturen aufbauten. Aus der Kombination dieser beiden Faktoren können die Forscher auf den Satellitenbildern erkennen, wo sich Menschen aufgrund günstiger Bedingungen über längere Zeiträume niederließen – etwa weil es Wasser vor Ort gab.

Wie lässt sich an Erden herausfinden, dass sie durch Menschen verändert wurden? Sie sind dann leichter, feiner und bestehen aus mehr organischen Komponenten als die Böden um die Siedlungsstrukturen, schreiben die Wissenschaftler. Auch Lehmrückstände lassen sich dort nachweisen – Lehm war über Jahrtausende der Hauptbaustoff in dieser Region. Rund 14.000 Stellen mit hohen Vorkommen an Anthrosolen fanden sie, von denen rund 9.500 entsprechende Tells, also Erdhügel, aufwiesen. Für die Forscher ein sicheres Zeichen menschlicher Besiedlung.

Von ihrer Studie erhoffen sich die Anthropologen, mehr Einsicht in die Lebensbedingungen vorzeitlicher Völker zu gewinnen. Wo ließ sich Ackerbau betreiben, wo waren Wälder? Auch über die klimatischen Bedingungen menschlicher Entwicklung soll die Forschungsarbeit aufklären.

Erschienen auf Yahoo! Nachrichten am 21. März

This entry posted in Geschichten. Entry Tags: , , Bookmark the permalink. 

Kommentare sind geschlossen.