Schüler im Einheitslook

CDU will in Potsdam Schuluniformen einführen/Nicht alle Jugendlichen sind dagegen (10.01.04) Von Nicola Klusemann und Lars Dittmer Um dem „Trend- und Markenwahn“ unter Kindern und Jugendlichen entgegen zu wirken, will Potsdams CDU-Fraktion jetzt „schulspezifische, einheitliche Schulkleidung“ einführen. Artikel in den Potsdamer Neueste Nachrichten vom 10. Januar 2004

Für einen entsprechenden Prüfauftrag an die Verwaltung, wollen die Christdemokraten in der kommenden Stadtverordnetenversammlung eine Mehrheit gewinnen. Selbstverständlich könne man alles prüfen, erklärt Dietmar Weiberlenn, im Schulverwaltungsamt für die Organisation der Schulträger verantwortlich. Allerdings geschehe die Einführung von Schuluniformen immer nur auf freiwilliger Basis. Einen Zwang könne es nicht geben. Für eine Anordnung von einheitlicher Schulkleidung, so Weiberlenn, gebe es keine gesetzliche Grundlage. Bei einer Prüfung müssten deshalb alle Schulen in der Landeshauptstadt angeschrieben werden. Die Einrichtungen wiederum würden dann Elternbefragungen durchführen, um Tendenzen herauszulesen. Diese könnten dann den Stadtverordneten übermittelt werden, aber nicht schon im März, wie es sich der CDU-Antragsteller Steeven Bretz wünscht. „Wir brauchen Zeit bis Mai“, schätzt der Bereichsleiter Schulorganisation.

malaysische Schülerinnen in Uniform

Gute Stimmung trotz Einheitslook - malaysische Schülerinnen (Quelle: Wikipedia)

Neu sei die Schuluniform-Idee für Potsdam nicht, so Weiberlenn. Die Leitung der Voltaire-Gesamtschule habe einen solchen Vorstoß bereits unternommen, sich aber nicht durchgesetzt. „Dieser Antrag ist ebenso unsinnig wie alt“, sagt der PDS-Kreisverbandsvorsitzende und Mitglied im Jugendhilfeausschuss, Jura Schöder. Außerdem gebe es genug Beispiele aus anderen Ländern, die bewiesen, dass Schuluniform keineswegs das Statusdenken aufheben. Mit PDS-Stimmen für seinen Antrag dürfe Bretz jedenfalls nicht rechnen, so Schöder. Potsdams Schulen hätten genug andere Probleme, als dass die sich auch noch mit dem Thema einheitliche Schulkleidung herumschlagen müssten, reagierte Klara Geywitz von SPD spontan auf den Vorschlag der CDU. Die Sozialdemokratin denkt dabei vor allem an den erheblichen Sanierungsrückstand vieler Schulen, den dramatischen Rückgang der Schülerzahlen und dem damit verbundenen zurzeit in der Diskussion befindlichen Schulentwicklungsplan. Mit Sorge beobachte er, dass sich Kinder, Jugendliche und Heranwachsende über Kleidung bewerteten und ausgrenzten, begründet Bretz seinen Prüfauftrag.

Dem widersprechen einige von den PNN befragte Schülerinnen und Schüler des Helmholtz-Gymnasiums. Ausgrenzung an ihrer Schule sei eher die Ausnahme, lautet die einhellige Einschätzung. Trotzdem halten ein paar der Befragten im Alter zwischen 13 und 18 Jahren die Einführung von Schuluniformen für keine so schlechte Idee. „Allerdings nur, wenn die Kleidung nicht völlig altmodisch ist“, verweist eine Abiturientin auf Faltenröcke und weiße Blüschen, wie die in England oder auch in der Türkei üblich sind. „Schön sollte die Uniform schon sein“, erklärt sie mit Nachdruck. Manchen ist die Wahl, ob Schulkleidung ja oder nein, eher egal. Andere wägen gar nicht ab, sondern sind strikt gegen einheitliche Kleidung an der Schule. Schließlich sei man ja nicht bei der Bundeswehr, argumentiert ein 16-Jähriger. Eine Schuluniform helfe nicht bei der positiven Vereinheitlichung, glaubt seine Mitschülerin. Wenn ein reicher Schüler nicht mit seinen Klamotten prahlen könne, dann mache er das eben über Schmuck, Handy oder Discman, glaubt sie. Eine stärkere Identifikation mit der eigenen Schule will die CDU außerdem mit ihrem Vorschlag erreichen. So könnten Logos der Schule auf der Uniform zur Identifikationsbildung beitragen und „positiv auf die soziale Entwicklung wirken“, so Bretz. Es gehe hier aber nicht um ideologisch geprägte Ansätze, betont der Antragsteller. Man wolle vielmehr eine konstruktive und offene Diskussion.

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