Studie: Jedes vierte Säugetier ist vom Aussterben bedroht

Ein Viertel aller Säugetierarten ist vom Aussterben bedroht, 200 Arten darunter unmittelbar. Ursächlich dafür sind die Zerstörung ihrer Habitate und die Jagd. Zu diesem traurigen Ergebnis kommt die Weltnaturschutzunion (IUCN) in einer Studie, die sie am Montag, dem 6. Oktober 2008 auf dem Weltnaturschutzkongress in Barcelona vorlegte. Artikel im Newsbereich von BOS Deutschland vom 8. Oktober 2008, von Lars Dittmer

Der Pardellluchs, die gefährdetste Raubkatze der Welt

Mehr als 1700 Forscher zeigen in dieser umfassenden Arbeit dass die Hälfte aller 5487 Säugetierarten derzeit zurückgehen. Betroffen sind Tiere aller Größenordnungen – sowohl der Blauwal als auch die insektengroße Schweinsnasenfledermaus finden sich auf der roten Liste. Mindestens 76 Säugetierarten sind verloren gegangen seit 1500.

“Der Rückgang bei den Säugetieren geht schneller voran als wir gedacht hatten – schon jetzt ist jede vierte Spezies vom Aussterben bedroht”, beklagt Jan Schipper von der Organisation Conservation International. Von den mehr als 4500 Säugetieren für die Daten vorlagen waren über 1100 vom Aussterben bedroht. “Unser Datenmaterial ist dieses Mal umfangreicher als in früheren Studien”, sagte Jan Schipper. Dennoch seien manche Tierarten nur wenig dokumentiert – was auch zum Teil dem Umstand geschuldet ist, dass sie kaum noch gesichtet werden. Weitergehende Informationen könnten ergeben dass noch weit mehr Arten vom Rückgang betroffen sind.

Dramatisch seien die Rückgänge zum Beispiel beim tasmanischen Teufel, einem australischen Beutelnager, dem kaspischen Seehund und der asiatischen Fischkatze – all diese Arten wurden von der Kategorie “vulnerable” (gefährdet) herabgestuft zu “endangered” (bedroht). “Noch zu unseren Lebzeiten werden hunderte Arten aufgrund menschlichen Handelns verloren gehen”, warnte Julia Marton-Lefevre, die Generaldirektorin des IUCN.

Die Liste weist 188 Arten als “critically endangered” (unmittelbar vom Aussterben bedroht) aus; auf diese Kategorie folgt nur noch “extinct” – ausgestorben. Ganz oben findet sich hier beispielsweise der in Spanien beheimatete Pardelluchs, von dem nur noch zwischen 84 und 143 ausgewachsene Tiere übrig sind. Der kubanische Zwerhutia, ein Nager aus der Familie der Baumratten, wurde seit 40 Jahren nicht gesehen. Auch der Klimawandel verlangt hier verschiedentlich seine Opfer – so dezimiert der Rückgang des arktischen Eises dort ansässige Arten wie den Eisbären.

Ganz schlecht bestellt ist es auch um unseren nächsten Verwandten, den Orang-Utan. So ist die auf Borneo beheimatete Art “bedroht” und die auf Sumatra “unmittelbar vom Aussterben bedroht”. „Die Säugetiere sind in einer weltweiten Krise. Der Artenexodus schreitet ungebremst voran“, sagte Volker Homes, Artenschutzexperte beim WWF Deutschland.

Dennoch vermeldete der Bericht auch einige wenige Hoffnungsschimmer. So erholt sich der Bestand verschiedener Arten – der Bericht geht hier von 5% aus – auch aufgrund von Tier- und Umweltschutzbemühungen. Erwähnenswert hier das europäische Bison und der nordamerikanische Schwarzfußiltis. Offenbar sind auch die afrikanischen Elefantenbestände gefestigt. Die Art stieg im Status von “gefährdet” auf “beeinträchtigt” (“near threatened”).

Zudem wurden 349 Arten seit 1992 entdeckt, wie zum Beispiel der tansanische Rüsselspringer, ein kleiner afrikanischer Insektenfresser. “Dennoch werden vermutlich einige Arten verschwinden bevor wir dazu kommen sie zu beschreiben”, sagte Jan Schipper.
Während sich die Studie auf Säugetiere konzentriert, sieht es für andere Arten von Tieren und Pflanzen noch düsterer aus, berichtet die Weltnaturschutzunion. So sieht eine aktualisierte “Rote Liste” mehr als 16,000 von 44,000 Arten bedroht, besonders betroffen darunter: Amphibien wie Frösche und Schildkröten.

Julia Marton-Lefèvre resummierte: “Wir müssen uns jetzt klare Artenschutzziele setzen. Wenn wir den Trend nicht umdrehen, können wir mit einiger Sicherheit davon ausgehen, dass eine unserer bleibenden Hinterlassenschaften das Ausrotten einer Reihe unserer nächsten Verwandten sein wird.”

Foto: Programa de Conservación Ex-situ del Lince Ibérico, www.lynxexsitu.es

This entry posted in Geschichten. Entry Tags: , , , Bookmark the permalink. 

Kommentare sind geschlossen.